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“Wir müssen ein neues Verständnis von IT entwickeln”

Nicht nur die anhaltende Corona-Krise, sondern auch die IT in ihrer Dynamik selbst, führt zu tiefgreifenden Veränderungen, die insbesondere von Unternehmen schon heute ein Umdenken erfordern. Digitalisierung lautet das Schlagwort der Stunde. Und mit ihr verbunden werden sich neben der Rolle des IT-Leiters auch Abläufe und Prozesse innerhalb der IT verändern müssen, um als Unternehmen am Markt bestehen zu können.

Erfahren Sie dazu mehr in einem exklusiven Interview mit Karl-Heinz Land, Digital-Darwinist und Visionär, und machen Sie sich schlau, wie Sie sich auf 2021 am besten vorbereiten sollten.

SHD: Haben sich die Gamechanger der Digitalisierung – Stichworte Wandel der Geschäftsmodelle, Nachhaltigkeit, pay per use, globaler Markt – durch Corona verändert?

KHL: Zunächst einmal haben sie sich nicht verändert. Was sich aber verändert hat, ist die Geschwindigkeit und die geballte Kraft, mit der sie aufgetaucht sind. Denken wir beispielsweise an das Home-Office. Ein Thema, was uns seit vielen Jahren beschäftigt, aber aufgrund der aktuellen Situation wurde es innerhalb von 2–3 Wochen umgesetzt.

SHD: Welche Herausforderungen müssen sich IT-Leiter 2021 stellen?

KHL: Wir müssen ein neues Verständnis von IT entwickeln. IT ist quasi zum Betriebssystem des Unternehmens geworden. Früher ging es in der IT darum, Prozesse zu automatisieren, jetzt müssen wir die Automatisierung des Unternehmens voranbringen. Früher ging es um digitale Geschäftsprozesse, heute geht es um digitale Geschäftsmodelle. Nur derjenige, der die IT beherrscht, beherrscht auch noch sein Business. Aus festen Abläufen und starren Strukturen wird agiles, flexibles Projektmanagement und damit ist auch jedes Projekt ein IT-Projekt. Früher sprachen wir über Silos und Datenbanken, nicht integrierte Prozesse und Systeme, heute reden wir über agile Architekturen mit modularem Aufbau, über Services und Microservices. Die Unternehmen, die keine Strategie haben für Cloud, für IT-Sicherheit, für Netzwerk, für BPM oder Big Data und KI, die werden es vermutlich nicht schaffen.

SHD: Welche Lösungsansätze sehen Sie für die genannten Herausforderungen?

KHL: Wir haben viele Lösungsansätze, die wir implementieren können, auch getrieben durch Dinge wie Cloud und Netzstrategien – alles ist mit allem vernetzt. Wenn ich zukünftig modulare Architekturen wähle, da kann man sehr viel und in kurzer Zeit damit machen. Denken Sie nur mal an die Corona-App, sie ist von SAP und der Telekom innerhalb von 8 Wochen auf die Beine gestellt worden. Man kann sich darüber unterhalten, ob alle Daten sinnvoll genutzt werden, aber es ist beachtlich, so ein Projekt in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. Früher hätte jeder gesagt: „Das geht gar nicht“.

SHD: Welche Top 5 Themen sehen Sie bei Unternehmen für die Digitalisierungsstrategie 2021?

KHL: Es geht auf der einen Seite um operational excellence, also wie kann der operative Betrieb exzellent erhalten werden und zwar bei komplett geänderten Umweltbedingungen, dabei geht es u.a. um Home-Office, verteilte Organisationen, die Mitarbeiter, die auf der ganzen Welt verteilt sitzen und erreichbar sind. Aber es geht auch um Securitymaßnahmen und darum, die Systeme up to date zu halten. Auch der Umgang mit Kunden und den Geschäftsprozessen ändert sich.

SHD: Wie hat sich die Rolle des IT-Leiters in den letzten Jahren verändert und wie wird sie sich in den nächsten fünf Jahren verändern?

KHL: Der IT-Leiter ist heute quasi zum Freund des CEOs, des Geschäftsführers geworden. Ein Geschäft ohne IT funktioniert einfach nicht mehr und ist nicht mehr vorstellbar. Die IT ist das Betriebssystem des Unternehmens – dann muss es auch zwangsläufig eine sehr enge Beziehung mit den Geschäftseinheiten etc. geben. Gerade Unternehmen, wo diese Bindung besteht, werden die ersten härteren Monate der Coronakrise deutlich besser überstehen und sie werden dafür sorgen, dass die IT-Infrastruktur sehr viel mehr Flexibilität erlaubt. Für die Unternehmen, wo das anders ist, wird es vermutlich sehr schwierig.

SHD: Vielen Dank!

Wie Sie Ihre Digitalstrategien – auch in schwierigen Zeiten – ausbauen können, erfahren Sie von unseren Digitalisierungsexperten.