Während Kunden durch die Übernahme von VMware durch Broadcom und die damit verbundene Lizenzumstellung frustriert sind, kündigt Microsoft den lang erwartenden Windows Server 2025 mit neuen und verbesserten Funktionen für Hyper-V an. In den letzten Jahren konzentrierten sich die Innovationen von Microsoft auf Cloud-Produkte, wie Entra ID, Azure AI oder Kubernetes. Mit dem neuen Windows Server bekennt sich Microsoft zur On-Premise-Bereitstellung und bringt viele Innovationen aus der Cloud in das lokale Rechenzentrum. Ob das neue Release die Erwartungen erfüllen kann und der Microsoft Hypervisor in dieser Version seinen Durchbruch schafft, wird sich zeigen. Die Voraussetzungen dafür waren noch nie besser.
Die Veröffentlichung des Windows Servers ist im 4. Quartal 2024 geplant. Wir werfen schon jetzt einen Blick auf die anstehenden Neuerungen.
Update auf Windows Server 2025
Wie kommt man nun zum neuen Windows Server? Das war noch nie einfacher, da wir die Aktualisierung auf Server 2025 einfach über das Windows Update angeboten bekommen. So können wir ein Inplace-Upgrade ohne zusätzliches Medium durchführen und nach einer Stunde begrüßt uns der neue Startbildschirm im Windows 11 Design. Laut Telemetriedaten von Microsoft funktioniert das reibungslos in 96 bis 98,5% der Fälle. Auch ältere Windows Server lassen sich upgraden: Ab Windows Server 2012 R2 gibt es die Möglichkeit, ein Inplace-Upgrade durchzuführen. Vorher muss allerdings die Lizenzierung geklärt sein, da es sich nicht um ein kostenfreies Update handelt.
Das Windows Update hat eine weitere langersehnte Neuerung erhalten; das Hotpatching. Die meisten Neustarts von Windows erfolgen nach der Installation von Updates. Bei Azure benötigt Microsoft drei Wochen für die Update-Prozedur und das 12 Mal pro Jahr. Somit ist der Abschluss des einen Updates und die Vorbereitung auf den nächsten "Patch Tuesday" ein fließender Übergang. Hotpatch soll Abhilfe schaffen und ermöglicht es, dass Sicherheitsupdates im laufenden Betrieb, ohne Neustart der Prozesse, durchgeführt werden können. Dabei wird der Code der laufenden Prozesse direkt im Arbeitsspeicher gepatcht. Da die kumulativen Updates aller drei Monate bestehen bleiben, sollte sich die Anzahl der jährlichen Reboots auf vier Mal reduzieren, wenn keine kritische Lücke dazwischenkommt.
Einen Wermutstropfen gibt es dann leider dennoch: Hotpatch funktioniert nur in Zusammenhang mit Azure Arc und benötigt eine monatliche Subskription.
Neuerungen von Hyper-V
Microsoft hat sich verstärkt auf die Weiterentwicklung von Hyper-V konzentriert. Zahlreiche Detailverbesserungen tragen zur erhöhten Leistung, Sicherheit und Skalierbarkeit bei. Zudem wurden neue Funktionen eingeführt, die auf die aktuellen Anforderungen von Künstlicher Intelligenz und virtuellen Desktops abzielen.
- Vor allem für sehr große Umgebungen relevant ist die Vergrößerung der maximal möglichen Hardwareausstattung für eine VM. So ist es jetzt möglich, 240 TB RAM, 2.048 virtuelle Prozessoren oder eine Festplatte mit 64 TB Speicher einer einzigen VM zuzuweisen.
- Der Prozessorkompatibilitätsmodus wurde umfassend aktualisiert, sodass nun alle verfügbaren CPU-Funktionen innerhalb eines Clusters genutzt werden können. Dies ermöglicht eine Live-Migration zwischen zwei Hosts mit unterschiedlicher Hardware, ohne dass die bisherigen Einbußen in der Leistung hingenommen werden müssen. Zuvor war der Kompatibilitätsmodus statisch und umfasste veraltete Hardwarekomponenten, was generell zu einer reduzierten Leistungsfähigkeit aller virtuellen Maschinen führte.
- Seit Windows Server 2012 R2 gibt es die Generation 2 VMs, die erweitere Funktionen für neuere Betriebssysteme bereitstellen – z.B. Secure Boot und UEFI-Unterstützung. Jetzt ist die Gen2 VM die Standardoption bei der Erstellung von neuen virtuellen Maschinen.
- Ein neuer NVMe-Treiber sorgt für bis zu 70% bessere Performance bei geringerer CPU-Last im Vergleich zu Windows Server 2022 mit identischer Hardware.
- Die Abhängigkeit zum Active Directory wurde aufgelöst. Es ist nun möglich, ein Cluster ohne Domäne zu erstellen, ein sogenanntes Workgroup Cluster, das eine zertifikatsbasierte Authentifizierung verwendet. Mit dieser Erweiterung funktioniert nun auch die Live-Migration von VMs ohne Domäne.
- Zu den spannendsten Neuerungen zählt die GPU-Partitionierung. Damit lässt sich eine Grafikkarte aufteilen und kann mehreren virtuellen Maschinen zugewiesen werden. Das dürfte einerseits spannend für die Nutzer von virtuellen Desktops sein, aber auch KI/ML-Anwendungen werden davon profitieren. Um eine höchstmögliche Flexibilität zu erreichen, bringt der Windows Server 2025 von Anfang an die Live-Migration für VMs mit einer vGPU mit. Somit ist für einen unterbrechungsfreien Betrieb gesorgt, auch wenn man einen Host mal neustarten muss.
- Für die Hybrid- und Multi-Cloud-Verwaltung wird Azure Arc in den Windows Server integriert. Somit lassen sich lokale Windows Server über das Azure Portal nicht nur verwalten und überwachen, sondern auch lizenzieren. Die neue Pay-as-you-go Lizenz ermöglicht die Lizenzierung über Azure, ähnlich einem Windows Server, der in der Cloud läuft. Für eine temporäre Umgebung, bei der sich ein Kauf nicht lohnt, sicher eine interessante Alternative.
Fazit
Windows Server 2025 markiert einen bedeutenden Schritt nach vorn in der Evolution von Microsofts Server-Betriebssystemen. Die neue Version verspricht, durch eine Reihe von Neuerungen und Verbesserungen, insbesondere in Bezug auf Hyper-V, die Effizienz und Flexibilität von IT-Infrastrukturen erheblich zu steigern. Die Einführung des Inplace-Upgrades erleichtert bestehenden Nutzern die Migration, während die Hotpatching-Funktion, trotz ihrer Abhängigkeit von Azure Arc, die Wartungsaufwände durch die Verringerung der Neustarthäufigkeit reduziert.
Die spezifischen Verbesserungen von Hyper-V adressieren direkte Bedürfnisse nach mehr Leistung, Sicherheit und Skalierbarkeit und bringen signifikante Erweiterungen wie die Unterstützung größerer Hardwarekonfigurationen und die Live-Migration ohne Domänenabhängigkeit. Diese Fortschritte dürften besonders in groß angelegten, ressourcenintensiven Umgebungen, wo Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen eine Rolle spielen, sehr willkommen sein.
Es bleibt abzuwarten, ob diese Version die hohen Erwartungen erfüllen kann – aber die Voraussetzungen für einen bedeutenden Einfluss auf die IT-Infrastruktur sind zweifellos gegeben.
Autor: Björn Maerker
Bildquellen: Shutterstock, Manfred Helber, Microsoft Community Hub